Aufsatz schreiben kann auch Spaß machen
Juni 18, 2022Bien sur, je parle français!
Juni 18, 2022Am Nachmittag des 24. Mai besuchte die Grazer Opernsängerin Sieglinde Feldhofer das BORG Birkfeld. Mit einem breiten Lächeln begrüßte sie die versammelten Schüler:innen in der Schulbücherei. Sie freue sich sehr, wieder an der Schule zu sein, erzählt sie: „Man fühlt sich gleich all die Jahre zurückversetzt.“ In der folgenden Stunde gingen die Zuhörenden mit ihr auf eine Zeitreise – sie erzählte von den Anfängen ihres musikalischen Berufsweges, über ihre Erfahrungen auf der Bühne, über das Leben als „Operndiva“ und auch vom Wert der Musik in ihrem Leben.
Begonnen hat alles am Ort des Geschehens – dem BORG Birkfeld. „Ich bin im Zuge des Musicals dort zum ersten Mal auf der Bühne gestanden“, erzählte sie mit warmer Stimme. Sie war nie eine, die sich vorgedrängt hat oder erpicht darauf war im Scheinwerferlicht zu stehen. Doch während des Singens hat sich etwas in ihr verändert: „Ich konnte jemand anderes sein.“ Diese Magie des In-eine-Rolle-Schlüpfens ist für sie heute noch sehr faszinierend. Bald erhielt sie Gesangsstunden und wurde von ihrer Gesangslehrerin nach einiger Zeit für die Oper vorgeschlagen. „Die haben nur die Augenbrauen hochgezogen.“, erzählte sie lachend. Doch das Potential erkannten sie – ein Rohdiamant.
Die Musik war schon immer ein wichtiger Teil in Feldhofers Leben. Sie entstammt einer musikalischen Familie: „Meine Mama hat immer gesungen, sie hat mehr gesungen als gesprochen! Ich habe deshalb früh gefühlt, dass nichts solche Emotionen auslöst wie Musik.“ Bereits mit 23 Jahren wird Feldhofer von der Oper engagiert und bekommt zahlreiche Möglichkeiten für Rollen, die ihr einige Preise einbrachten. Zu ihrem Werdegang habe viel Glück gehört: „Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hatte Menschen, die sich für mich eingesetzt haben.“ Sie selbst habe sich lange nicht viel zugetraut und nie gewagt groß zu träumen: „So banal es klingt … du kannst dir deine Träume erfüllen, wenn du es wirklich willst. Ich wünschte, das hätte mir einmal jemand gesagt.“ Jetzt sagte sie es den Schüler.innen, die aufmerksam zuhörten.
Zu Beginn sei es sehr aufregend gewesen, ein großer Trubel: „Zuerst ist es wie ein Tornado. Die Welt dreht sich um dich wie ein Spinnrad. Es ist viel und bunt und laut.“ Doch mit der Zeit müsse man lernen, reflektiert zu sein, nichts zu sehr zu Herzen zu nehmen: „Das ist sehr schwer, weil Künstler oft sehr sensibel sind und weil man auf der Bühne sein Herz öffnet und seine Gefühle zeigt. Man macht sich sehr verletzlich und lässt gleichzeitig zu, dass man konstant bewertet und kritisiert wird. Aber man lernt drüber zu stehen.“ Auch vom Druck des Rampenlichts spricht sie offen: „Schnell reißt es einen mit und man fängt an, den Druck zu spüren, der auf einem lastet. Man arbeitet Wochen auf eine Premiere hin und dann muss man funktionieren. Aber ich habe beschlossen, mich da rauszunehmen. In dem Moment, wo ich auf der Bühne stehe, bin ich im Hier und Jetzt und versuche, meinen Job, so gut wie es geht, zu machen. Mehr geht eh nicht. Es setzt einem psychisch sonst sehr zu … Oft denke ich mir deshalb: Geh, is eh nicht so wichtig …“
Jetzt ist die Oper eine Heimat für sie. Das Leben einer Opernsängerin erfordert viele Tribute: „Man muss Körper, Geist und Seele zusammenhalten. Da ist kein Rockstarleben leistbar.“ Sie spricht auch über die Fähigkeit, Stücke zu interpretieren – man solle sich nicht vergleichen, es gehe darum, eine Rolle authentisch und glaubhaft zu verkörpern, seine eigene innere Stimme durch die Musik auszudrücken: „Das ist eine Musik, die schon vor so langer Zeit geschrieben wurde und du kannst sie zu deiner eigenen machen …“
Sieglinde Feldhofer ist eine außergewöhnliche Frau, mit einer außergewöhnlichen Stimme und einer doch so bodenständigen und ehrlichen Art, dass man sie nur ins Herz schließen kann. Als nächstes ist sie in „Verkaufte Braut“ und „Großherzogin von Geroldstein“ zu sehen. Die Oper in drei Worten? Sie überlegt. „Leidenschaftlich, intensiv und authentisch.“ Ganz wie sie selbst eben.
Viktoria Knoll