Übungsleiter:innen für Fitness und Gesundheit
April 26, 2023Bewerbungstraining
April 26, 2023Vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) fährt bei Preisverleihung an Uni Graz den 1. Platz ein
Trinkt die Jugend von heute überhaupt Alkohol? Wenn ja, wie viel? Fragen wie diese stellte sich Sarah Weber, Maturajahrgang 2022 des BORG Birkfeld, im Rahmen ihrer vorwissenschaftlichen Arbeit.
Zum Verständnis: Die VWA ist ein Teil der Matura an der AHS, bei dem die Maturant:innen eine selbst gewählte Fragestellung mit (vor)wissenschaftlichen Methoden (z.B. Literaturrecherche, Fragebogen,…) bearbeiten. Dabei werden sie von einer (zugeteilten/ausgewählten) Lehrkraft betreut und am BORG Birkfeld zusätzlich noch in VWA-Schreibwerkstätten unterstützt.
Konkret zur VWA von Sarah: Nach einer ausführlichen, fundierten Literaturrecherche zur biologischen Wirkung von Alkohol (Resorption, Diffusion, Elimination) wandte sich Sarah auch den gesundheitsbezogenen Themen zu. Die Recherche ergab, dass die tagesdurchschnittliche Harmlosigkeitsgrenze bei Männern bei rund 24 g Reinalkohol (ca. ½ l Bier bzw. ¼ l Wein) liegt und bei Frauen bei rund 16 g (ca. ¼ l Bier bzw. 1/8 l Wein), wohingegen die Gefährdungsgrenze bei rund 60 g bei Männer (also rund 3 große Bier bzw. 5/8 l Wein) und bei rund 40 g bei Frauen (also rund 1 l Bier bzw gut 3/8 l Wein) liegt. Zur Erklärung: Harmlosigkeitsgrenze meint, dass Alkoholkonsum bei Unterschreitung dieses Wertes nur mit geringen gesundheitlichen Risiken verbunden ist (= grüner Bereich), während das Überschreiten der Gefährdungsgrenze mit einem hohen Gesundheitsrisiko verbunden ist (= roter Bereich).
Aufbauend auf diesen Rechercheergebnissen befragte Sarah die Schüler:innen des BORG Birkfeld – stellvertretend für die Jugend Österreichs – mittels eines Online-Fragebogens. Die Auswertung der Antworten lieferte u.a. folgende Ergebnisse: 95% der 14-18-Jährigen haben schon einmal Alkohol konsumiert (wobei das Alter kaum eine Rolle spielt). Je jünger die Jugendlichen, desto früher haben sie im Durchschnitt mit dem Alkoholkonsum begonnen (evtl. der Corona-Pandemie und Heimpartys geschuldet?). Als Gründe für den (erstmaligen) Konsum werden hauptsächlich „Geschmacksprobe“ (75%) sowie „Gruppenangehörigkeit“ (25%) gefolgt von „Gefühl der Lockerheit“ (14%) genannt. Viele Jugendliche trinken (beinahe) wöchentlich, und zwar am liebsten eher zuckersüße Getränke wie Cocktails und Alkopops, gefolgt von harten (Mix-)Getränken wie Long-Drinks oder Shots. Wein oder Bier trinken deutlich weniger Jugendliche. Es scheint, dass die jugendlichen Geschmackszellen noch stark auf Zucker „geeicht“ sind. Beim typischen Fortgehen am Wochenende überschreiten 92% der Jugendlichen die Harmlosigkeitsgrenze und immer noch 84% die Gefährdungsgrenze (rund ein Viertel nimmt sogar über 200 g Reinalkohol zu sich – dieses Rausch-Trinken wird in der psychologischen/ärztlichen Fachsprache als „Binge-Drinking“ bezeichnet). Auch im Wochendurchschnitt bleiben damit etliche Jugendliche im langfristig gesundheitsgefährdenden Bereich. Insgesamt gaben über 70% der Jugendlichen an, schon einmal einen Rausch gehabt zu haben.
Wer jetzt über diese Zahlen schockiert ist, sollte sich bewusst sein, dass auch Studien des österreichischen Sozialministeriums (z.B. die ESPAD-Studie - European School Survey Project on Alcohol and Other Drugs) zu vergleichbaren Ergebnissen kommt. Das Gute zuletzt: Der hohe Alkoholkonsum sinkt im Allgemeinen mit dem Alter, d.h. irgendwann wir das Alkoholtrinken weniger interessant für Jugendliche bzw. junge Erwachsene: In der Fachsprache wird dieses Phänomen als „maturing out“ bezeichnet (also als „durch Reife aussteigen“), hervorgerufen üblicherweise durch erste ernsthafte Partnerschaften oder dem Einstieg ins Berufsleben und dem Übernehmen von Erwachsenen-Rollen.
Zurück zur VWA-Preisverleihung Anfang September im Meerscheinschlössl der Uni Graz: Mit dem Dr. Hans-Riegel-Fachpreis (dem Preis der österreichischen Kaiserschild-Stiftung des Haribo-Firmengründers) wurden auch heuer wieder in Kooperation mit der Kinder-Uni-Graz VWAs im naturwissenschaftlichen Bereich (Mathematik, Physik, Chemie, Biologie) ausgezeichnet. Sarah konnte sich mit ihrer VWA gegen 15 andere hervorragende VWAs aus dem Themenbereich der Biologie durchsetzen und heimste damit den mit 600€ dotierten 1. Platz in Biologie ein. Auch an die Schule der jeweiligen erstplatzierten VWA ging ein Preis: Betreuungslehrer Mag. Martin Glatz konnte sich bereits zum zweiten Mal nach 2017 für seine ausgezeichnete Betreuungsarbeit über einen Gutschein im Wert von 250€ Gutschein für naturwissenschaftliche Lehrmittel freuen.
Mehr Infos über den VWA-Wettbewerb bzw. die weiteren Preisträger:innen unter https://www.hans-riegel-fachpreise.com/ und https://www.kinderunigraz.at/dr-hans-riegel-fachpreise/
Mag. Martin Glatz